Wir übernachten auf dem tollen Campsite von Kromrivier im Cederberg Park. Es ist der 11.11. und eigentlich ist das heute der Morgen, an dem der Pelzmärtel kommt…
Der Besuch des Pelzmärtels ist ein in unsere Familie aus Franken importierter Brauch. Er “funktioniert” ähnlich wie der Nikolaus, kommt aber eher. Mit ihm beginnt sozusagen die Vorweihnachtszeit daheim. Bei uns war die Hauptfrage (für Paul), ob der Pelzmärtel es denn überhaupt nach Afrika schaffen und den Paul finden würde. Das hat ihm schon einige Sorgen bereitet.
Früh am Morgen müssen noch die letzten Vorbereitungen laufen: die (mitgebrachten) Geschenke werden mangels Alternative in Küchentücher verpackt und die Tüte hat Schneemänner drauf. Aber das macht alles nichts. Sabine hat auch zwei KitKat Weihnachtsmann- (Verzeihung! natürlich: Pelzmärtel!-) Figuren bekommen, dazu gibt es vier neue Aufkleberbücher, einen kleinen Plaste-Fussball und Sandförmchen, natürlich auch ein paar Süßigkeiten. Paul denkt erst, die Tüte wäre Müll, aber dann schaut er genauer hin und ist – Überraschung! – begeistert.
Insbesondere die vier Aufkleberbücher werden genau studiert. O-Ton: „Da wird die Oma aber staunen, dass es der Pelzmärtel doch nach Afrika geschafft hat!“ Noch Monate später wird er genau sagen, dieses Buch hat der Pelzmärtel gebracht, das war bei den Eichen – denn wir stehen hier unter alten Eichenbäumen, auch eine Besonderheit.
Nach der ganzen Aufregung um den Besuch des Pelzmärtels beschließen wir dann doch, die Cracks zu machen. Die Wolfberg Cracks gehören zu den meistgenannten Tips, was man in den Cederbergen machen sollte. Viele sagen zwar, das sei zu anstrengend oder für den Kleinen zu gefährlich. Aber die Besitzer der Kromrivier Anlage meinen, wenn dem Kind Klettern Spaß macht und wir das auch noch könnten(!), sollten wir das ruhig machen. Ihre Kinder hätten das in dem Alter auch alle schon gemacht. Zur Not könnten wir ja umkehren, wenn‘s zu schwierig würde.
Draußen treffen wir noch eine Berliner Familie mit zwei Kindern (die beiden Jungs sind erst 8 Monate und knapp 3 Jahre alt) und unterhalten uns über das Reisen, verquatschen uns richtig. Sie stellen einige wichtige Fragen zum Reisen mit Kindern, also zu den langen Strecken, Beschäftigung, Spielplätzen und so weiter. Das war gut und ist später in unsere Berichte zur Beschäftigung von Paul eingeflossen.
Für die Wolfberg Cracks brauchen wir ein Permit, das gibt es an dem anderen großen Gut. Wir fahren die paar Kilometer dort hin. Sie sind immer noch sehr beschäftigt mit ihren Weinfreunden, deswegen hatten wir auch keinen Campingplatz mehr bei ihnen bekommen. Aber es ist jemand da, der kassiert. Das Permit ist mit 220 Rand ziemlich teuer, vermutlich hätten wir nachfragen und die WildCard vorzeigen müssen. Von alleine fragen sie aber nicht nach und mir fällt das auch erst später ein. Aber von diesem Gutshof waren wir ohnehin nicht so angetan, die waren viel zu sehr mit ihren „wichtigeren“ Gästen beschäftigt.
Wir müssen über die –sehr nett aussehende– Campsite Sanddrif zum Tor fahren. Dahinter schließt sich das „Valley of the red gods“ an, eine malerische Ecke mit großen, stelenartigen Felssäulen, die durchaus an Figuren erinnern. Gleich danach gibt es einen kleinen Parkplatz, wo wir das Auto abstellen. Es stehen schon mehrere Autos da, wir sind ja auch ziemlich spät dran.
Der Aufstieg geht recht gut, ein gut sichtbarer Pfad führt den Hang hinauf. Vor uns ist eine andere Wandergruppe unterwegs, die wir am letzten Felsabsatz bei den Cracks einholen. Es ist eine Gruppe Studenten, die hier übers Wochenende Wandern und am Wolfberg übernachten wollen. Über uns sind drei Kletterer im Felsen, die den steilen Weg die Felsen gerade hoch gewählt haben.
Bei Matz löst sich die Sohle von den guten Wanderschuhen ab, die war nur angeklebt und der Leim hat jetzt auch keine Lust mehr, irgendwas festzuhalten. Echte deutsche Markenware! Genau von diesem Problem hatte gestern beim Abendessen ein anderes deutsches Paar berichtet, die auch zu den Cracks unterwegs gewesen waren. Und genau deshalb hatte Sabine einen Mullverband eingesteckt – perfekt. Damit kann ich die Sohle an den Schuh binden und für den Rest des Weges sollte das halten. Auch wenn es lustig aussieht.
Der Einstieg zu den Cracks ist nicht einfach zu finden. Wir haben zwar mit dem Permit eine Karte bekommen, aber die ist weder maßstabsgetreu noch eindeutig. Zumindest für leute, die den Weg zum ersten Mal gehen wollen. Sabine sieht dann Seile in der Wand und entdeckt einen in den Felsen geschraubten Holzklotz. Dort hängen auch Schlingen, an denen man sich hochziehen kann, das muss es eigentlich sein. Die Wandergruppe holt uns derweil ein und bestätigt von unten, dass wir richtig seien. Es gibt einen „wide crack“, den sie hochgehen (mit den Rucksäcken die einzige Möglichkeit des Aufstiegs) und einen „narrow crack“, das sei unser Weg. Wir sollten an der Felskante weitergehen, um den Felsen herum und in den space über uns hinein. Dort müssten wir quasi „hindurch“ – das klingt komisch, beschreibt den Weg aber ziemlich gut.
Wir beschließen, doch hochzuklettern. Der geflickte Schuh läuft sich gut und es ist auch erst 14 Uhr. Gefunden haben wir den Einstieg ja nun und Paul will ohnehin hoch und klettern. Sabine testet die ersten Meter aus, dann hieven wir den Paul hoch und Matz kommt mit geflicktem Schuh nach. Der Weg um den Felsgrat herum ist am anspruchsvollsten, weil man sich an den Seilen nicht besonders gut festhalten kann und der Paul noch kleiner ist. Aber Sabine nimmt ihn an die Hand und er macht das super, Matz kommt mit dem Rucksack hinterher geklettert.
Hinter der Felsnase ist wieder ein Weg erkennbar, der auf der Rückseite des Felsens weiter nach oben führt. Dort öffnet sich ein großer Felsbogen. Ein weißer Fuß ist an die Wand gemalt, das soll unser Wegweiser werden. Geradeaus ist der Einstieg in einen Tunnel zu sehen, man geht jetzt tatsächlich „durch“ den von unten als „Loch“ sichtbaren Raum hindurch. Von hier aus öffnen sich nach zwei Seiten die Wände und geben den Blick in das tief liegende Tal frei. Zur anderen Seite ein Geröllfeld, vor uns liegt eine Wand mit einigen Öffnungen. Dort sind Pfeile, die den Weg zu einem Tunnel markieren.
(Fortsetzung folgt…)
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