Beschäftigung für‘s Kind unterwegs (2). Auf unserer langen Reise sind die Länder weit und oft die Städte fern, besonders die mit den richtigen Attraktionen. Auch kann man sich nicht immer nur von Park zu Park hangeln. Dann ist man auf diverse andere Arten von Beschäftigung angewiesen.
Mit unserem Paul kommen für unterwegs insbesondere Sticker-Bücher ins Spiel. Das ist eine große Leidenschaft von ihm. Da er die Hefte in kürzester Zeit „durcharbeitet“, also alle vorhandenen Aufkleber auf die Seiten verteilt, beschränken wir das meist auf ein oder zwei Seiten pro Tag. Es gibt ja endlos viele Sticker-Bücher und auch in Namibia und Südafrika waren in den großen Shopping Malls welche zu finden. Außerdem gibt es Sticker mit Glitzer oder besonders dicke zum Anfassen, und wenn es in einzelnen Heften selten dargestellte Tiere gibt (z. B. den Anglerfisch aus der Tiefsee) ist das für ihn durchaus auch was Besonderes.
Besonders gute Aktionsbücher sind didaktisch aufgebaut und wollen nebenbei Kenntnisse vermitteln. Das kann Paul allerdings nicht alleine machen, denn einer von uns muss ihm die Texte vorlesen. Eine Variante davon sind Aktionsbücher, die ihre Themen mit kleinen Aufgaben kombinieren, die die Kinder lösen sollen. Das sind beispielsweise Labyrinthe oder Vexierbilder (finde die x Unterschiede), Malen nach Zahlen und dergleichen. Solche Aufgaben gibt es auch mit Stickern kombiniert, wo man bei manchen Aufgaben die Lösungssticker einkleben oder auch einfach nur die richtigen Tiere in die Lücken einkleben muss.
Die Bücher/Hefte, die uns (und vor allem Paul) am besten gefallen haben, stammen unter anderen aus diesen Serien:
Bücher dieser Qualität sind im südlichen Afrika leider nur schwer zu finden. Zwar gibt es diverse Ausmal- und auch Sticker-Bücher, aber die zum Ausmalen sind meist auf einfachem, dünnen und meist bräunlichen Papier gedruckt. Oft sind deren Inhalte Teil größerer Merchandise Kampagnen und thematisch auf bekannte Bücher oder Filme bezogen, z.B. Frozen oder Star Wars. Die nicht auf Medien bezogenen Sticker-Bücher sind dann Fantasiewelten in Pink oder zeigen speziell auf Mädchen bezogene Haushalts-Szenen oder die „typischen“ Jungs-Themen wie Autos, Polizei oder ähnliches. Bestimmt findet man bei einer ausführlichen Suche noch einige versteckte Schätze, aber über viel sind wir nicht „gestolpert“.
Einzelne tolle Titel haben wir aber doch gefunden.
Eines ist der im Krüger Nationalpark und Buchläden anderer Parks zu findende „Tinkers Guide to the Wild“ – ein „Lustiges Aktivitäts- und Infobuch für Kinder von 3 – 103“. Es stellt den Kindern die toll gezeichneten Wildtiere spielerisch vor. Es ist mit kindgerechten Aufgaben versehen, die auch Hintergrundwissen brauchen, das in kleinen Begleittexten eingeführt wird. Alles ist in verschiedenen Szenen oder Habitaten organisiert und aufbereitet. Das Buch ist in verschiedenen Sprachen, darunter Afrikaans oder Englisch verfügbar, eine deutsche Version gibt es bisher nicht. Dieses Buch wollte Paul schon von Anfang an haben (nachdem er es im Krüger in den Park Shops immer hat rumliegen sehen) und bekam es in der englischen Version schließlich zu seinem Geburtstag geschenkt, als wir schon mitten in Simbabwe waren.
Ein weiteres gutes Beispiel ist der „go! field guide for kids“, der als Sonderheft des go! Magazins von der Media24 Gruppe gerade 2022 herausgegeben wurde. Hier werden auch auf abwechslungsreiche Weise diverse Tiere und Habitate vorgestellt, wie man sie auch außerhalb von Nationalparks findet.
„This special edition from go! and Weg! will inform, educate and entertain kids from the ages of 4 to 94. It’s packed with facts, figures, fun and stories of our natural world.“
Weil auch die „Immer wieder“ Sticker irgendwann nicht mehr kleben und der Vorrat an Stickerheften sehr endlich ist, hat Pauli sich was Eigenes ausgedacht: Kartontiere. Das ist eine Art des Recylens, mit der wir – besonders inspiriert durch Sabine – schon in Deutschland begonnen hatten. Dabei kommen die Sticker wieder aus den Büchern heraus und werden auf Karton geklebt. In der Regel muss das gleich mit einem langhaltenden Flüssigkleber gemacht werden. Dann können sie ausgeschnitten und in einer Box gesammelt werden. Sein größter Schatz.
Mit diesem Prozedere haben wir schon vor mehreren Jahren begonnen und Paul findet es immer noch toll die Tiere (und Pflanzen) auf den nun wieder leeren Seiten der Stickerbücher (oder auch sonstigem Untergrund) frei kombinieren zu können. In den Monaten, die wir unterwegs sind, hat er schon eine große Schachtel voller “Kartontiere” produziert. Die können je nach Sticker sehr groß gewesen sein, manche sind über 20cm lang, aber es gibt auch endlos kleine Blumen, Blüten, Sterne, Insekten, Mäuse o.ä., die kaum einen halben Zentimeter im Durchmesser haben.
Gibt es ein neues Stickerbuch, werden die Sticker zunächst sehr schnell alle aufgeklebt. Ein neues Heft hält in der Regel keine zwei Stunden, dann sind alle Aufkleber ein erstes Mal „verarbeitet“. Dann werden sie ein paar Mal im Heft oder auch in andere passende Stickerbücher umgeklebt, dann kommen sie auf Karton, werden ausgeschnitten und in der Box gesammelt.
Mit diesen Kartontieren kann er nun erneut interessante neue Kombinationen in den vorhandenen (leeren) Sticker-Büchern legen, wobei meist wirklich nur die Tiere gelegt werden, die da auch in die entsprechende Szene/Umgebung passen. Manchmal legt er fiktive Geschichten, deren Inhalt wir schrittweise fotografieren. Oder er stellt ganze Szenen, die wir erlebt haben oder auch Situationen aus Filmen nach oder denkt sich eigene Geschichten aus. Er sortiert die Kartontiere dann auch gerne nach deren Habitat oder Zeit (Dinosaurier, Korallenriff, europäischer Wald, Gezeitentümpel, Savanne, Tiefsee, etc.). Daheim hatten wir einen ganzen Stapel verschiedener Briefumschläge, in die sortiert wurde, zur Identifizierung für Paul waren da bestimmte typische Tiere oder andere Marker draufgemalt.
Es kommen dabei nicht nur Bilder von Stickerbüchern infrage, zu Kartontieren verarbeitet zu werden. Auch die vielen selbstgemalten Blätter nimmt er asls Quelle für Kartontiere, wobei er seine eigenen Zeichnungen ausschneidet. Ebenso werden die oft an Rezeptionen zu findenden Werbeflyer oder andere Broschüren geplündert und zerschnitten und aufgeklebt. Wir müssen oft aufpassen, dass wir von den von uns besuchten Plätzen noch ein „unverarbeitetes“ Folder-Exemplar zur Erinnerung behalten können.
Wir hatten erst Sorge, dass der ganze Aufwand mit Aufkleben und Ausschneiden umsonst sei und er dann nicht mehr damit spielen würde. Das ist aber nicht der Fall. Er weiß sogar bei vielen Kartontieren noch, von welcher Seite in welchem Buch die stammen, welche anderen Tiere dazugehören, und oft auch noch, wann und wo er das Stickerbuch von wem und in welchem Kontext bekommen hat. Das haben wir bis dahin schon längst vergessen, aber Paul liegt da meist auch richtig.
Das Aufkleben und Ausschneiden von Stickern hat uns schon in vielen Situationen eine auch länger andauernde Beschäftigung für ihn garantiert, beispielsweise bei den langen Grenzübergängen, oder in Cafés, wo wir mal Netz haben und uns um die Kommunikation mit der „Außenwelt“ kümmern wollen.
Für Kinder, die etwas mit Stickern und den verschiedenen thematischen Heften anfangen können, ist das eine sehr klare Empfehlung – für kurze oder längere Selbst-Beschäftigung.
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