Schon wieder ein Fest, noch dazu eines, das daheim zu den großen gehört.
Nun könnte man meinen, im stark vom Islam beeinflussten Tansania wäre das eher nicht so prominent. Aber weit gefehlt. Immerhin sind im Landesdurchschnitt etwas über 60% der Bevölkerung christlich und etwas über 30% muslimisch, die restlichen Prozente verteilen sich auf etwa 10% in traditionellen Glaubensrichtungen und einer Minderheit von Atheisten, wenn man sich auf die Statistiken verlassen kann. In den einzelnen Regionen kann das jedoch ganz unterschiedlich aussehen. So sind die Leute in der Küstenregion eher muslimisch, in Dar Es Salaam z.B. etwa 70% und auf Zanzibar sind wohl weit über 95% der Bevölkerung Muslime. Dennoch sind Karfreitag und Ostermontag staatliche Feiertage, ebenso wie Weihnachten oder auch Neujahr. Und genauso ist der Geburtstag von Mohamed ein Feiertag, wie auch das Ende des Ramadan (Islamischer Fastenmonat) und das Islamische Opferfest in Tansania staatliche Feiertage sind.
Nun gehen zu Ostern nicht – wie bei uns – die Leute mehr oder weniger plötzlich alle in die Kirche. Vielmehr wird das Wochenende genutzt, um etwas mit der Familie zu unternehmen, oder zu shoppen, beispielsweise Kleidung zu kaufen. Leider ist das in den letzten Jahren zunehmend schwierig geworden, weil die Preise stark angezogen haben. Das Land gehört nach wie vor zu den 15 der ärmsten Ländern weltweit und knapp 50% der Bevölkerung gelten im internationalen Vergleich als arm.
NB: Für Reisende, die die berühmten Nationalparks Tansanias besuchen wollen ist das Land dennoch eines der teuersten. Die Tagesgebühren für Individualtouristen steigen schnell auf über 500 Euro für 24 Stunden in der Serengeti, davon kostet alleine das Auto 150 US. Gültigkeit jeweils 24 Stunden, wohlgemerkt. Und man muss erst am Ngorongoro Krater vorbei… Aber dazu vielleicht später mal etwas ausführlicher.
Die in Europa und anderswo so typischen Osterhasen oder Ostereier sind hier wenig bekannt. Es gibt in diesen Tagen kaum Unterschiede im Angebot der Supermärkte, zumindest ausserhalb der großen Malls. Das ist auch ganz klar, denn -zumindest dieses Jahr- liegt Ostern mitten im Ramadan, bei dem gläubige Muslime von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang nichts essen oder trinken dürfen. Für Touristengebiete ist das ein Problem, denn man will die Gläubigen nicht durch prassende Muzungus (Weisse, Ausländer) verärgern, den Touristen aber trotzdem Möglichkeiten zur Einkehr bieten, auch und gerade tagsüber. Der Kompromiss dabei ist, die Restaurantbereiche vor Blicken von außen zu schützen oder sie explizit als nur für Touristen gedacht auszuweisen. So haben wir das oft beispielsweise auf Zanzibar gesehen, wo sich trotz Regenzeit viele Touris tummeln.
Wir waren über Ostern in Kilwa abgestiegen, genauer auf einer Halbinsel mit dem Städtchen Kilwa Masoko und dort in der Kilwa Beach Lodge. Hier fanden wir einen schönen, kaum von anderen Reisenden besuchten Strand vor und konnten auf dem Campingplatz direkt am Indischen Ozean unser Auto abstellen. Das Baden im überaus angenehm warmen Ozean-Wasser oder das Laufen über die weiten “Watt” Flächen, die bei Ebbe hier freigelegt werden, gehörten dort ebenso zu unserem Programm, wie der Besuch im nahegelegenen UNESCO Weltkulurerbe Kilwa Kisiwani. Hier konnten wir es uns über mehrere Tage gut gehen lassen und auch die Familien daheim kontaktieren.
Für Paul war das auch ein spannender Ort, weil es lange unklar war, ob der Osterhase es bis hier unten, an die doch recht fernen und einsame tansanische Küste schaffen und uns finden würde. Nicht, dass ihn das dazu bewegt hätte, sich mal über ein paar Stunden hinweg etwas weniger ausgelassen oder gar frech zu bewegen, im Gegenteil! Vor lauter Aufregung war er noch schwerer zu bändigen als sonst. Daher war auch die Enttäuschung spürbar, als am Ostersonntag Morgen der neugierige Spaziergang um das Auto herum zu… nichts führte. Zugegeben, das war eine etwas harte Maßnahme, aber wir konnten Paul nicht einfach immer alles durchgehen lassen. Denn wir sind ja irgendwann auch wieder daheim, im “zivilisierten” Europa. Da muss er sich benehmen lernen. Und er treibt es schon weit und uns manchmal sehr gezielt auf jede für uns erreichbare Palme…
Wir hatten zum Glück von vornherein genug “Material” für Geschenke mitgebracht. Malhefte, Stickerbücher oder Aktionshefte sind hier in den sehr ländlichen Gegenden nirgends zu finden und auch in großen Städten immer etwas Besonderes. Nur einfache Schreibhefte und Stifte für die (vielen) Schulkinder gibt es überall. Es war ein toller Zufall, dass wir einen (ziemlich teuren) Laden in Kilwa fanden, der mitten im Ramadan Schokolade führte, sogar die südafrikanische. Von lokalen Bonbons und Keksen abgesehen, gab es aber nicht viel darüberhinaus zu kaufen.
Wir waren also tagsüber noch im “Watt” wandern, hier geht der Ozean im flachen Wasser bei Ebbe mehrere hundert Meter weg und es kommen auch dahinter noch Sandbänke. Die Einheimischen nutzen diese Gegebenheiten um im flachen Wasser Seegras anzupflanzen, das regelmäßig geerntet und von Booten abgeholt oder in den Ort gebracht wird. Offenbar werden diese vegetarischen Materialien gerne von der Pharma- und Kosmetikindustrie genutzt, ähnlich wie der Kelp im kalten Atlantik.
Sabine hat dann die Sachen eingepackt und versteckt und als am Nachmittag die Flut kam, sind wir alle drei noch baden gegangen. Nach dem anschliessenden Duschen sah Sabine dann plötzlich einen Hasen weghoppeln! Paul war gleich Feuer und Flamme. Auch ich wusste nicht, wo jetzt was versteckt war und so sind wir erst alle etwas planlos durch das große Gelände gelaufen. In einer Palme steckte dann etwas Kleines, aber das war für den Papa! Oh je. Also weiter. Nach einer Weile wäre er fast am nächsten Geschenk vorbeigelaufen, das lag in einer der großen Aloen, die sehr scharfe Dornen an den Seiten haben. Aber, oh jeh! Auch das war nicht für den Paul, sondern für die Mama! Aber es war ja auch nur sehr klein.
Mehrere Büsche weiter lag dann doch noch eine große Schale – und alles darauf war für den Paul! Und es war auch viel mehr, als Mama und Papa zusammen bekommen hatten! Jetzt leuchteten die Augen. Mit großer Begeisterung wurden die Päckchen aufgerissen . Es kamen Stickerbücher und Vorschul-Aufgabenhefte zum Vorschein. Dazu Schokolade und Maracujas, denn der Osterhase hatte in den heißen Süden Afrikas keine Ostereier bringen können. Aber die Maracujas waren ja auch rund. Und in den letzten Tagen hatte Paul einen richtigen Heißhunger darauf entwickelt. Wie gut, dass der Osterhase so gut Bescheid wusste!
Jetzt war der Tag gerettet. Oder gelaufen, wenn man so will. Denn hinterher war Paul sofort nur noch damit beschäftigt, das erste Stickerbuch Seite für Seite vollzukleben. Das hielt denn auch nicht lange, aber wir kennen das ja schon von den früheren Stickern. Die werden erst alle eingeklebt, dass man kaum noch die originalen Seiten sehen kann, dann hin- und hergeklebt, neu kombiniert, Geschichten erfunden und Szenarien geklebt. Irgendwann halten die Sticker nicht mehr richtig und wir müssen alle mit Klebstoff auf Karton (so vorhanden) aufkleben. Dann können die ausgeschnitten, in die Box(en, inzwischen haben wir mindestens drei davon!) verpackt oder in Tüten sortiert und danach endlos wieder neu gelegt werden. In letzter Zeit hat er besondere Freude daran, uns die “Gelege” zu “erklären”, also die Situationen zu benennen und dann die Namen der Tiere aufzuzählen. Für uns sind das immer wieder die gleichen Namen, nur in unterschiedlicher Reienfolge. Aber für ihn ist das die von ihm gebaute, selbst gestaltete Natur, sind es seine Gehege im Zoo, oder einfach Phantasielandschaften. So ist er immer wieder glücklich und beschäftigt mit den (Massen von) Kartontieren oder “ex-Stickern”. Und der Osterhase darf wiederkommen!
campingplatz, festtage, fun facts, reisen, rund ums kind
Comments RSS Feed