(Granitfelsen – 2) Eine weitere Besonderheit des „Great Escarpment“ sind sogenannte Inselberge, wie die Große Spitzkoppe. Sie ist etwa 1700 m hoch, das ist aber die Angabe ober Normal-Null. Da die Umgebung auf ca. 1000m Höhe liegt, ragt sie „nur“ 700 m auf, ist aber dennoch weithin sichtbar.
Sie ist heutzutage ein Community Managed Area. Das bedeutet, die Damara der Gegend sind aktiv in die Betreuung des Gebiets einbezogen. Sie stellen die lokalen Führer, halten die Campsites in Schuss bieten am Eingang sanitäre Einrichtungen an – Duschen, Toiletten und ein Restaurant mit Bar. Seit etwa 2014 ist das innere Gebiet eingezäunt und man darf nur mit Guide hinein, der dann im Auto mitfährt. Im inneren Bereich ist jetzt eine Luxus-Lodge angesiedelt, die extern bewirtschaftet wird, aber auch einen Teil ihrer Einnahmen (etwa 20%) an die Community abgibt.
Die Guides warten an festen Plätzen vor den Sehenswürdigkeiten. Sie haben keinen festen Preis mehr, sondern machen das auf „Spendenbasis“. Manche sagen Richtwerte von z.B. N$80,- pro Person an, manche sagen nichts. Die „Spenden“ werden zentral gesammelt und dann an die Community ausgeschüttet. Von den Camping-Gebühren bekommt die Community etwa 40%, so konnten sie sich allmählich eine Lebensgrundlage aufbauen und vielleicht das Angebot ausbauen. Im Ort gibt es bereits eine Schule und eine kleine Krankenstation, was uns die Guides nicht ohne Stolz berichteten.
Im Eingangsbereich nahe der Rezeption stehen auch eine Reihe von Infotafeln zur lokalen Community, Flora und Fauna, den Felszeichnungen und zur Geologie, die für Interessierte einen Blick lohnen.
Über das ganze Gebiet sind Felszeichnungen und archäologische Sites verteilt, am bekanntesten sind vielleicht die „Goldene Schlange“ im inneren Bereich und am Felszugang davor die warnende Figur der Schamanin. Viele weitere Zeichnungen wurden leider zerstört oder übermalt, ein wesentlicher Grund, das Gebiet jetzt strenger zu schützen. Bei unsere ersten Reise 2004 war noch alles frei zugänglich und wir haben vor der Schamanin gezeltet und nachts in den Höhen der Großen Spitzkoppe den Leoparden brüllen gehört. Im zentralen Gebiet lebt auch eine Herde Zebras, wohl bis zu 30 Tiere, ein paar von denen sehen wir auch, aber sie sind recht scheu.
Auf der östlichen Seite der Spitzkoppe liegt das sogenannte „Bushman Paradise“, ein Name, der noch aus der Deutschen Kolonialzeit stammt. Man muss – auch wieder mit einem Guide – eine lange und relativ steile Granitwand hochsteigen, kann sich dabei aber an einer Eisenkette festhalten. Oben öffnet sich ein kleines Plateau, groß genug, dass sich Wasser bei Regen staut und Sand sich hat ablagern können. Jetzt wachsen hier Gras, Büsche und stehen Bäume, unter anderem der Blutbuchen Baum (auch dieser Name eine deutsche Erfindung). Auf diesem Plateau findet sich auch ein großer Überhang mit Felszeichnungen. Zwar sind sie alle nicht mehr so gut erhalten, aber die Bandbreite und Lebendigkeit der Darstellungen ist nicht weniger beeindruckend. Der Guide macht hier immer Vorführungen der Klicklaute – im Damara gibt es vier davon – einer davon sehr laut und wurde auch als Warnruf eingesetzt. Alle Laute des Damara können mit lateinischen Buchstaben niedergeschrieben werden, die Klicklaute werden dabei durch Sonderzeichen wie bei ≠Gaîngu – der Name der Spitzkoppe auf Damara, was in etwa „Der letzte große Berg“ bedeutet – dargestellt. So kann auch in der Schule auf Damara unterrichtet werden.
Seit ein paar Jahren gibt es auch noch ein „kleines Bushman Paradise“ in der Nähe des Zugangs zum Inneren Bereich. Das haben wir uns aber nicht angeschaut, zumal auch der nur mit Guide betretbar ist und wir unterschiedliches darüber gelesen haben. Aber hier braucht man sich nicht an einer Eisenkette den Berg hochzuhangeln.
Im Zentrum des nicht eingezäunten Teils befindet sich der große „Arch“ oder die „Felsenbrücke“, direkt hinter dem Campsite #5 gelegen. Dort tummeln sich meist viele Touristen, die sich sonst auf die weit über 20 Campsites verteilen. Man kann viel herumklettern und sich unter den beeindruckenden Felsen-Bogen stellen, ein tolles Fotomotiv mit Spitzkoppe im Hintergrund.
Die Campsites verteilen sich weit über das gesamte Gebiet, daher ist man meist für sich. Besonders begehrt sind die Übernachtungsplätze auf der Westseite, der „Sunset Side“, daher sind dort inzwischen auch deutlich mehr als die eigentlich ausgezeichneten 4-5 Plätze in Benutzung. In der Nähe von #10 in der hintersten Ecke der Sunset-Side beginnt der Weg zum Aufstieg auf die Spitzkoppe – der ist aber nur für geübte Kletter-Bergsteiger geeignet. Überhaupt sind die Felsen für Boulderer und Kletterer ein Paradies, auf vielen Felsen sind bereits Kletterhaken eingebracht.
Auch hier haben wir zwei Nächte verbracht, die Stimmung ist unglaublich beeindruckend, nochdazu mit dem Sternenhimmel. In den Nächten war es recht windig und etwas schwer, das Bodenzelt unseres Besuchs festzumachen. Auch in der Sunset-Ecke gab es starke Böen und Fallwinde, so stark, dass die beiden ihr Zelt besser zusammengepackt und im Auto geschlafen haben. Ansonsten sind die Sites zwar groß aber rustikal angelegt, es gibt meist eine irgendwo gebaute Feuerstelle (und deshalb ganz viele „wilde“ ringsherum) und noch ein Plumpsklo.
Die Übernachtung kostet N$190,- p.P., Kinder ab 6 Jahren N$100,- und man sollte diesen besonderen Platz bei einer Namibiatour nicht auslassen.
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