(Richtersveld 9; frühere Beiträge “Zum Richtersveld” | “Fish River Canon” | “Ai-Ais” | “Lange Anfahrt” | “Endlich im Park” | “Potjiespram” | “Unterwegs im Park” | “Im hinteren Partkteil“)
Nach einem entspannten Frühstück und kurzem Kletterausflug fahren wir am nächsten Morgen wieder raus aus dem tollen Köcherbaum Tal. Als wir am Abzweig zum Springbokvlakte vorbeikommen, plingt das Handy von Sabine plötzlich. Huch! Hier, wo sich das Tal Richtung Aussenkehr öffnet, haben wir kurz Netz. Pling! Aber schnell ist das Netzfenster wieder weg. Für den gesamten Richtersveld Nationalpark, vielleicht abgesehen von Sendelingsdrift, muss man davon ausgehen, dass es keine Netzabdeckung gibt.
Wir machen noch einen kurzen Stopp an dem unglaublichen Viewpoint, fahren durch die Ebene und dann die gut befahrbare Schlucht zum Richtersberg Camp hinunter. Unterwegs entwickelt Paul viele Ideen für Bücher, die er alle nach der Reise machen will. So versucht er, seine bisherigen Reiseeindrücke zu ordnen. Und tatsächlich haben wir ja vor die Reise in einem(?) Buch zusammenzufassen. Aber das Konzept „Buch“ steht für ihn eher nicht so im Vordergrund, viel mehr sind das Versuche, seine Eindrücke zu sortieren. So gibt es also welche über Schlangen, Insekten, mit der Mama gemeinsam studierte Pflanzen, Atlantiktiere und viele andere, er hat da eine Menge sehr unterschiedlicher Ideen. So geht die Fahrt schneller vorbei.
Unten am Oranje angekommen, machen wir an der Richtersberg Campsite Pause. Es ist eine der „Special Campsites“, in der man eher alleine ist. Der Platz ist etwas höher, auf einer Art Düne gelegen, aber keine 20 Meter vom Wasser entfernt. Hier kann man gut im Oranje baden. Es ist wunderschön hier, allerdings treffen wir niemanden an. Ziegenhirten waren kürzlich eine Weile mit ihren Tieren da, die Hinterlassenschaften sind unübersehbar. Das Wasser aus dem Hochcontainer plätschert munter über den Rand des 4000 Liter Hochbehälters und Vögel haben das längst entdeckt. In einer Lehmwand, an der Seite der „Düne“ finden wir eine Reihe Spintlöcher und Paul ist ganz begeistert. Sie scheinen aber gerade nicht bewohnt zu sein.
Heute wollen wir noch zum De Hoop campsite weiter, der ist nur noch wenige Kilometer entfernt. Aber wir haben noch die überaus staubige Strecke in Erinnerung, die wir auf unserer letzten Fahrt vor ein paar Jahren hier bewältigt haben. Damals nur in die andere Richtung. Die Fahrspuren waren teilweise bis zu einem halben Meter tief ausgefahren und mit pulverigem Lehmstaub zugeweht. Wenn hier der Fluss über die Ufer tritt, wird der Boden zu einem breiten zähen Matschfeld. In den Karten und auf dem T4A Navi-Track ist der Weg als „sandy“ angekündigt. Wir lassen extra etwas Luft ab.
Allerdings wurde die Piste zwischenzeitlich zum Berg hin verlegt. Man sieht etwas weiter unten immer noch die Staublöcher und tiefen Spurrinnen, aber hier „oben“ ist der Weg nun eher felsig als sandig. Auf den gesamten etwa 8 Kilometern bis De Hoop kommen wir nur durch nur zwei oder drei kürzere staubige Stellen. Vielleicht waren nach Überschwemmungen zu viele Touristen mit ihren Anhängern steckengeblieben, vielleicht war der Weg letztlich auch zu nah an der kleinen Militärstation auf einer vorgelagerten Insel gekommen? Unterwegs sieht man an einer Stelle tatsächlich noch Militär(?)-Zelte durch die Büsche leuchten. Aber ebenso kommen wir an einer Nama Hütte vorbei. Menschen begegnen wir nur in einem entgegenkommenden SAN-Park Fahrzeug, das gerade eine staubige Stelle durchfahren hat und uns eine hübsche Wolke hinterlässt.
Dann kommen wir zur Campsite. De Hoop ist bei Besuchern sehr beliebt, weil diese hier sowohl baden als auch fischen oder in ihren eigenen Booten auf dem Oranje kayaken oder paddeln können. Im Oranje ist hier eine Insel und der Hauptarm mit der stärkeren Strömung fließt auf der anderen Seite. Auf dieser Seite kann man daher gut Baden. Die Plätze sind sehr groß und bieten Platz für ganze Familienverbände mit mehreren Fahrzeugen. Über mehrere hundert Meter ziehen sich die Sites am Oranje entlang und werden nur von einer Felszunge voneinander abgetrennt. Die große Beliebtheit spüren wir unmittelbar, fast alle Plätze sind bereits besetzt. Wir sehen verschiedene Fahrzeuge, einen großen zum Overlander ausgebauten Isuzu LKW und mehrere in Gruppen aufgestellte Zelte.
Wir fahren vor bis zu den Nama Hütten im Norden, dort ist aber kein Schatten mehr. Also stellen wir uns unter den ersten Baum am Fluss. Hier sind wir mit nur etwa 150m Abstand zu den Nachbarn gefühlt schon fast zu nah dran. Es stehen dort zwei südafrikanischen Autos mit Wohntrailer. Sie scheinen auch gerade erst angekommen zu sein und haben offenbar vor, noch eine Weile zu bleiben. Sie haben Solarbänke aufgebaut, sich voll entfaltet und bauen gerade ein Uferzelt auf, von dem aus sie wohl ins Wasser wollen. Als sie dann einen Generator anwerfen, der nicht wieder ausgehen will, ziehen wir doch noch einmal einen Busch weg. Hier ist es auch geschützter vor dem aufkommenden Wind und eine Feuerstelle mit Blick auf den Fluss ist auch vorhanden. Wir sind für uns und bauen auf.
Nach einer Weile kommt eine Gruppe Meerkatzen vorbei. Wir beobachten, wie sie bei den Nachbarn sitzen. Sie sind aber nicht so entspannt, die älteren Männchen tragen gerade Rangkämpfe aus und bekämpfen sich. Dabei geht es im Affentempo hintereinander her, über Stock und Stein und Auto. Die kleinen süßen Äffchen haben auch ziemlich scharfe Zähne. Es sind zwar keine Paviane, aber im Weg stehen will man den Streithähnen dann doch nicht.
Wir haben unsere Aufgaben dann verteilt: Paul erzählt eigene Filmgeschichten und suhlt sich am Fluss, Matz macht ein ordentliches Feuer zum Kochen und Sabine bereitet die Zutaten für unser Abendessen vor. Wir machen heute Hackfleisch mit Brokkoli in Sahnesoße, was sich als eine sehr leckere Kombination herausstellt. Als ich nachts gegen 4 noch einmal raus muss, ist der Mond endlich aufgegangen und taucht die Landschaft in ein milchiges Licht. Der Orion ist nun zu sehen und vermittelt mir ein heimisches Gefühl mit dem bekannten Sternbild in der Stille der Nacht.
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