Wann ist das Essen fertig?

Südafrika

Potjiespram

29 Apr , 2023  

(Richtersveld 6; frühere Beiträge “Zum Richtersveld” | “Fish River Canon” | “Ai-Ais” | “Lange Anfahrt” | “Endlich im Park“) Unser erster Anlaufpunkt im Park ist die Campsite Potjiespram. Die Anfahrtsstrecke ist guter Gravel, hier könnten theoretisch sogar PKW’s fahren. (Macht natürlich keinen Sinn, denn im Rest des Parks sind 4×4 Autos zwingend vorgeschrieben.) Aber es ist auch eine Zufahrtsstraße zu Minengebieten.

Am Fluss steht immer noch eine Nama Hütte, jetzt mit großem SUV davor, die Ziegen sind grad unterwegs.

Wir fahren auf den ersten Stellplatz, das ist der, wo wir ein paar Jahre früher auch waren – und bleiben da. Sich schnell zu entscheiden ist eigentlich nicht so unsere Spezialität, hier aber gut, denn bald schon tauchen andere Autos auf, die sich auch den Platz anschauen wollten. Nur ein Auto fährt einfach den Weg zum Fluss vor, wo sie einfach aufbauen. Sie fragen auch gar nicht weiter nach, sind aber unaufdringlich und leise.

Wir laufen gleich mal zum Fluss vor, der ist keine 100m entfernt, der Uferwald geht bis direkt ans Ufer. Wir schrecken zwei Nilgänse auf, die sich lange nicht beruhigen. Paul findet lange Schilfhalme und spielt damit. Matz nimmt noch etwas Holz vom Ufer für das Feuer mit. Danach bauen wir auf.

Die Toilettenhäuschen sind im gleichen sehr guten Zustand wie in Sendelingsdrift, vermutlich hat der ganze Park vor einer Weile ein Upgrade erhalten, überall stehen neue Hütten. Neben den zwei Ablution Blocks gibt es etwas entfernt noch einen weiteren, separaten Bereich. Das ist das Education Center. Es besteht aus einem überdachten Vortragsbereich und auf der anderen Seite einem Bereich für Küche mit Waschbecken. In der Mitte ein freier Platz. Dort liegt ein sehr großer Stapel gehacktes Holz und wir klauen einfach ein paar Scheite für uns.

Am Platz bekommen wir später Besuch von einem ganzen Trupp Meerkatzen oder Vervet Monkeys, die sich erst anschleichen und etwas zu klauen versuchen. Nachdem sie gesehen haben, dass es erstmal nicht viel zu holen gibt und wir entspannt bleiben, entspannen sie sich auch und beachten uns kaum noch. Sabine beobachtet, wie die ganze Familie versucht, ein Neugeborenes auf die Füße zu stellen. Es will auch gerne laufen und versucht es, aber alle wollen es erst mal selber anfassen. Dann finden sie die von Sabine gemachte Bananen-Milch, die mögen sie auch! Und in einem unbeachteten Moment, wo wir uns um Paul kümmern, sind ein paar Jugendliche schon auf unseren Tisch gesprungen. Die Milch ist lecker und süß und sie können nicht widerstehen. Daraufhin stellen wir ihnen die ganze Tasse hin. In der Gruppe ist das klar geregelt: das Alphaweibchen darf trinken.

Dann kommen leider die Hunde von den Ziegenhirten vorbei, die mögen keine Affen und wollen die Gruppe vermöbeln. Da flieht die ganze Affenbande in die Bäume. Natürlich muss die Tasse auf der Flucht mit, sie hängt dann ne Weile oben im Busch gegenüber. Beim Versuch einzelner Tiere, die letzten leckeren Tropfen wegzuschlecken, fällt sie allmählich immer tiefer und irgendwann auf den Boden. Der große, beim ersten Hundeschreck verschüttete Schwapps Milch ist nun dem Alphamann vorbehalten, der die Reste genüsslich vom sandigen Boden leckt. Paul weint der vermeintlich verlorenen Tasse erst ein paar Tränen nach, aber als alle abgezogen sind, kann er sie mit Sabine wiederholen und alles ist wieder gut.

Später zieht der bis dahin bedeckte Himmel ganz zu und es gibt ein paar Schauer, allerdings nicht genug, um den Boden richtig nass zu machen. Matz zieht sich zurück und schreibt Texte für den Blog. Sabine organisiert unsere Sachen. Hinterher suchen Paul und Matz Feuerholz und machen es klein. Hier gibt es so viel davon, dass wir die Holztüte wieder richtig auffüllen können und trotzdem genug für den Abend haben. Zum Abendessen gibt es Boereworscht und Kartoffelbrei, Paul hilft gerne und tatkräftig beim Schüren mit. Allerdings schmeckt ihm die Wurst diesmal nicht… Wir räumen dann ein und sehen im Dunkeln nichts mehr an Tieren, auch Vögel kommen kaum vorbei.

Etwas später in der Nacht wachen wir vom lauten Gewittergeknalle um uns herum auf. Das Wetterleuchten kommt näher. Wir lauschen eine Weile, es grollt und schallt rings um uns herum. Wir beschließen, unsere letzten Sachen draussen wegzuräumen – Stühle und Holztüte – und stehen noch einmal auf. Und während wir noch am Kramen sind, ist sie da, die Ginsterkatze! Sie schleicht um unser Auto, ist eigentlich gar nicht scheu, sondern erkundet alles ganz sorgfältig. Wir machen beide ein paar Bilder und Filmchen. Es regnet dann doch erst mal nicht, aber wir haben die Katze gesehen, wie vor ein paar Jahren schon! Nur dieses Mal richtig deutlich und ganz lange. Wir sind selig.

Eine Ginsterkatze kommt nachts zu Besuch
Eine Ginsterkatze kommt nachts zu Besuch

In der zweiten Nachthälfte regnet es dann doch noch einmal etwas mehr, aber wieder wird es nicht richtig nass, nur die Oberfläche des Bodens ist feucht. Am nächsten Morgen berichten wir dem begeisterten Paul von unserer Begegnung und zeigen die Videos. Dann machen wir Frühstück und räumen auf. Die Nachbarn sind schon früh verschwunden. Leider kommen nur wenige Vögel zu Besuch, aber die Meerkatzen und die Ginsterkatze machen das alles wieder wett.

Es ist schon fast 10 Uhr, als wir uns wieder auf den Weg machen. Heute wird es eine längere Fahrt werden, die uns in den hinteren Parkteil zu den Köcherbäumen führen wird.

(Fortsetzung folgt)

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