Der Not-Campsite in Sendelingsdrift ist ziemlich nett.

Südafrika

Endlich im Park

26 Apr , 2023  

(Richtersveld 5; frühere Beiträge “Zum Richtersveld” | “Fish River Canon” | “Ai-Ais” | “Lange Anfahrt“) Schon früh am Morgen wacht die Minenarbeitersiedlung um uns herum auf und lärmt geschäftig. Wir machen ein kleines Frühstück und bauen zusammen. Am Zaun des Campsites sind Blumen angepflanzt, die gerade blühen, sehr nett.

An einer Seite steht ein großes Gewächshaus. Es ist mit Rieselanlage ausgestattet und ein System für Beregnung und Bewässerungsregelung steht daneben. Die Türen sind nicht verschlossen, neugierig gehen wir hinein. Drinnen sind verschiedene Pflanzen aus dem Richtersveld und anderen Parks dieser Gegend gepflanzt, die scheinbar kontrolliert nachgezogen werden. In der Mitte wurde ein terrassierter Hügel angelegt, kleine Segmente sind mit Steinen abgegrenzt. In diesen Mini-Beeten finden sich unterschiedliche Grüppchen bestimmter Pflanzen, oft mit Beschriftung. Viele Pflanzen haben nur lateinische Bezeichnungen, hier ein paar Beispiele:

  • Aloe Pearsonii / Pearson’s aloe (Potjiespram)
  • Crassula rupestris subsp. commutata (Potjiespram)
  • Crassula sericea var sericea (Pojiespram)
  • Conophytum bilobum (Richtersveld)
  • Conophytum lycundum (Richtersveld)
  • Dintheranthus puberulus / Kuduballe (Boesmanland)
  • Lithops marmorata / Beesklutje (Boesmanland)
  • Conophytum ficiforme (Namaqualand)
  • Eriospermum sp. (Richtersveld)
  • Cephalophyllum rigidum
  • Conophytum minutum cf. var pearsonii (Namaqualand)
  • Conophytum globossum (Namaqualand)
  • Larryleachia cactiformis / Hondebal (Potjiespram)
  • Crassula Deceptor (Potjiespram)
  • Lithops olivaceae / Beeskloutjies (Boesmanland)
  • Conophytum friedrichiae / Friedrichse waterkannetjies (Boesmanland)
  • Conophytum oviforme
  • Conophytum ectypum subsp. Brownii (Namaqualand)
  • Conophytum stephanii subsp. stephanii (Richtersveld)

Es gibt noch viele andere. Überall stehen kleine Säckchen mit Erde rum, in denen Stecklinge nachgezogen werden. Leider taucht niemand auf, den wir zur Auswahl der Pflanzen oder zum Ziel der Forschung hier befragen können. So gehen wir irgendwann wieder.

Auf dem Weg zum Park Office und der Rezeption erhaschen wir einen Blick auf den Weg runter zum Ponton, der dort ganz friedlich am Ufer des Oranje liegt. Aber oben ist natürlich abgesperrt. Tatsächlich ist das Office besetzt und wir erzählen unsere Geschichte, legen die Formulare und die Wildcard vor. Es wird uns mitgeteilt, dass es keine “echten” Wildcards mehr gibt. Der Aufwand mit den Plastekarten sei viel zu hoch gewesen. Der Ausdruck der Kauf-Bestätigung, den ich glücklicherweise gemacht habe, sei also genau das richtige Dokument. Dann meint die Beamtin noch, dass auch Kinder etwas zahlen müssten, die Buchung wäre da unvollständig. Das ist überraschend, aber bei dem etwas unübersichtlichen online Buchungssytem gut möglich. Also müssen wir R180 nachzahlen. Natürlich geht das hier nicht mit Namibia-Dollar, nur in Rand. Wir haben zum Glück ein paar verstreute „echte“ Rand, die wir nun zusammenkratzen. Eine Quittung bekommen wir nicht.

Inzwischen ist eine zweite, einheimisch anmutende Beamte gekommen. Ich frage nach der Terrasse, die mir geöffnet wird, die zweite Dame kommt aber mit raus und will sehen, was ich da treibe. Ich mache ein Panorama mit dem Ponton am Oranje, denn das waren die „unüberwindlichen restlichen 100 Meter“ am letzten Nachmittag. Sabine und Paul schauen sich derweil die schöne Broschüre vom Park an, die hier zum Verkauf angeboten wird. Mangels cash leisten wir sie uns aber nicht. Nur das Faltblatt mit der Park-Karte ist frei für uns. Im Innenbereich des Park-Office sind noch eine Reihe Informationstafeln aufgehängt, die ich dokumentiere, auch wenn mir der Inhalt so aussieht, als wäre er aus der Broschüre geholt. In der Mitte des Raumes steht eine Nachbildung einer Nama Hütte, darin Matten und zwei aus Dosen hergestellte Tassen. Nett anzuschauen und Paul gefällt das auch.

Dann gehen wir und nach uns wird das Office abgeschlossen – die beiden gehen wohl zum jetzt wohlverdienten Frühstück. Das ist halt Afrika. Wir schauen uns noch den kleinen Tante-Emma-Laden um die Ecke an, Sabine ersteht eine Tüte Feuerholz, sonst kaufen wir da nichts.

Nebenan ist noch eine Tankstelle, aber dort ist auch grad Frühstückspause angesagt, wie Sabine auf Nachfrage mitgeteilt wird. Die Pause geht angeblich bis 11:30, aber es ist erst 10, da warten wir besser nicht. Wir diskutieren, ob wir denn mit dem Diesel noch hinkommen oder möglicherweise irgendwo im Nationalpark stehen bleiben könnten.

Die Rechnung ist aber recht einfach: Wir haben 140 Liter in unseren beiden Tanks und verbrauchen im Schnitt 10 Liter auf 100 km. Zuletzt haben wir in Ai-Ais aufgefüllt, es sollten also 1400km Strecke drin sein, okay, sagen wir 1300. Die Strecke bis zum Park ist, den Umweg eingerechnet, vielleicht 400km lang, also bleibt noch Diesel für 900 km im Park selbst. Der ist aber nicht so groß und wir werden – selbst wenn‘s sehr hoch kommt – darin kaum 500 km fahren. Mit der Tankfüllung würden wir demnach sogar noch bis Steinkopf oder Springbok kommen. Also kein Problem und wir können ja immer noch tanken, wenn wir aus dem Park rausfahren.

Die Pontonfähre am Oranje, ein Grenzübergang der besonderen Art. Wenn er nur funktional wäre..
Die Pontonfähre am Oranje, ein Grenzübergang der besonderen Art. Wenn er nur funktional wäre..

Als wir nun endlich in den Park hineinfahren, merken wir, wie lange unser letzter Besuch im Park schon her ist. Die Erinnerungen sind unscharf geworden und das eine oder andere hat sich auch verändert. Am Eingang zum Park war immer ein schöner Blick in einem kleinen Seitental, mit dekorativem Köcherbaum im Vordergrund. „Letztens“ hatten wir diesen Blick noch in einem schönen Pano festgehalten. Das Tal ist heute zwar noch da, aber der Köcherbaum scheint eingegangen. Dabei war der wohl noch gar nicht so alt. Das macht uns Sorgen, denn wir wollen ja auch noch in Kokerboomkloof übernachten, das sich durch seine Abgeschiedenheit und die vielen Köcherbäume im Tal so von allen anderen Campsites abgehoben hatte.

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