Was soll man sagen - ein Pool in der Wüste!

Namibia

Ai-Ais

12 Apr , 2023  

(Richtersveld 3; frühere Beiträge “Zum Richtersveld” und “Fish River Canon“) Ai-Ais, oder korrekter nach Khoekhoegowab transkribiert |Ai-|Ais bedeutet etwa „sehr heiß“. Es bezieht sich auf die bis 60°C heißen Quellen, die am Ende des Fish River Parks hier aus dem Boden kommen. Eine davon wird für das staatliche Ai-Ais Resort genutzt. Sie sind mit Sulfaten, Choriden und Fluoriten angereichert und sollen Rheumakranken helfen (Q: Wikipedia).

Als wir im Ai-Ais ankommen, müssen wir feststellen, dass das Campen im Resort teurer als erwartet ist, weil die Gebühren zwischenzeitlich wieder erhöht worden waren. Jetzt kostet die Übernachtung für Ausländer 320 N$ pro Person, also ca. 16 Euro. Ärgerlich, aber noch verkraftbar. Dafür hätten wir bis zu 8 Personen auf einem Platz unterbringen können, super!

NB: Wir „warten“ ja immer noch darauf, dass das südliche Afrika in preisliche Regionen wie Ostafrika, mit dem Extrembeispiel Nationalparks in Tanzania (dazu vielleicht später mal mehr), vorstößt. Die Annahme, Afrika sei ja „so billig“, trifft ohnehin nur dann zu, wenn man keine Parks besucht und überall wild campen kann. Wobei das eine sehr viel an einer Afrikatour ausmacht und das andere -leider- nur ein Traum ist.

Im Ai-Ais Resort muss man heutzutage das „Schlechtwetter Haus“ mit den In-Door Pools und deren abgestuft temperierten Becken separat bezahlen. Hier müssen Camper mehr als Tagesbesucher zahlen, was einem die Lust am Badespass nimmt. Aber wir wollen in der Hitze der Oktobertage ja ohnehin nicht in der „Halle“ baden, sondern im großen Außenpool.

Die Quelle, an der das Wasser mit 65°C aus dem Boden kommt, lässt kaum etwas sehen vom köstlichen Nass. Innerhalb der Umgrenzung ist es dafür umso heißer. Überall wurden Warnschilder angebracht, man solle sich bitte nicht in das fast kochende Wasser setzen. Das meiste wird aber ohnehin gleich abgeleitet und über ein Pumpenhaus verteilt.

Der Außenpool ist sehr groß, einer der größten Pools, die wir bisher in Afrika gefunden haben. Er ist in der Mitte am tiefsten, bis 1,50 Meter. Bei unserem Besuch vor ein paar Jahren kam hier fast nichts vom warmen Wasser an. Das hat sich geändert. Das Wasser ist sehr warm, was auch bei Außentemperaturen von ca. 34°C sehr angenehm ist. Es geht ein Wind, aber der kühlt fast nicht, sondern trocknet nur. Die „Badewanne“ ist also überaus angenehm, man will gar nicht mehr raus. Das Wasser scheint zwar gechlort, an ein paar Stellen bröckeln die Fliesen, Teile des Beckenbodens sind schleimig, von den üblichen Poolreinigungsgeräten ist nichts zu sehen. Doch das alles stört uns überhaupt nicht. Wir genießen den Überfluss an Wasser in der Wüste und Paul ist sowieso ganz hin und weg. Er traut sich jetzt auch reinzuspringen – mit Schwimmflügeln! – und hüpft später voller Freude über uns hinweg oder lässt sich ins Wasser werfen, wobei er auch immer wieder untertaucht.

Gegen Abend gehen wir zu unserem Platz unter einem großen Baum zurück. Paul hat sich Weiberpasta gewünscht, ein Gericht, das wir auch schon in Deutschland immer wieder gekocht haben. Es stammt aus Tim Mälzers “Greenbook” und ist eine Kombi von Brokkoli (daher der Name – aber schaut selbst), Spinat, Erbsen und Zitrone in Sahnesoße mit Basilikum und Nudeln.

Vom Nachbarplatz holen wir noch eine große Parkbank, die ist etwas höher und Paul kann darauf besser sitzen. Aber nach dem Sortieren von Federn will er ohnehin erst mal nur Aufkleber machen und zieht sich wegen des Windes ins Auto zurück. Wir nutzen das und holen uns von der Bar im Restaurant einen leckeren Shandy. Der wird hier zwar nur mit Tonic und Soda gefertigt, ohne Limo und ohne Orangenscheibe. Dafür können wir die Gläser und etwas Eis zum Platz mitnehmen. Für Paul gibt’s ein Glas Eis, in das wir seinen Guavensaft füllen, das ist auch super.

Dann machen wir Feuer und schnippeln. Zwischenzeitlich frischt der Wind auf und bläst sogar mal die Kerze im Windschutz aus, erst nach 9 legt er sich. Während wir kochen, bemerken wir ziemliches Gewusel um uns herum, da sind nämlich hunderte von Raupen unterwegs. Scheinbar verstecken sie sich tagsüber in der Baumrinde, oder haben das zumindest vor. Allerdings schaffen es viele nicht, sich festzuhalten und plumpsen runter (Deckel auf die Gläser!). Dort wuseln sie dann teilweise etwas ziellos umher und erklettern alles, was wie ein Baum nach oben geht, seien es Stühle, Tische, oder unsere Beine. Sie sind auch ziemlich schnell unterwegs und laufen im Umkreis von über 5 Metern überall um den Baum herum. Wir versuchen, sie möglichst zu ignorieren, stellen aber besser den Tisch um. Etwas später sind die Raupen weg und haben sich hoffentlich gute Verstecke gesucht. Das Essen ist trotzdem lecker.

Am nächsten Morgen schlafen wir etwas länger, die Sonne ist schon über den Berg und heizt das Zelt auf, es ist ca. halb 8. Glanzstare und Krähen haben sich versammelt und suchen nach den Raupen mit weniger Geschick beim Verstecken. Wir gehen nicht gleich zum Pool, sondern machen erst Frühstück und bauen zusammen. Dann muss auch noch das Brauchwasser im Autotank aufgefüllt werden, etwa 18 Liter gehen rein, dann ist der 60l Tank wieder gefüllt. Nun ist es schon fast 11 Uhr und wir fahren zum Pool vor. Aus der halben Stunde werden schnell anderthalb, das Wasser ist einfach zu herrlich.

Bis wir fertig sind, ist es schon 13 Uhr vorbei. Dann machen wir uns auf den Weg nach Süden, zum anderen Teil des Parks, dem südafrikanischen Richtersveld.

(Fortsetzung fogt)

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