Fertig geschmückter Baum bei knapp 30 Grad

Südafrika

Weihnachten bei 40 Grad

7 Jan , 2023  

Weihnachten nicht daheim zu verbringen ist bei uns etwas Besonderes. Nicht, dass wir mit der Familie zusammen wären, den 24.12. sind wir auch gerne bei uns daheim. Aber so ganz aus Deutschland und gar Europa raus, das haben wir als Familie noch nie gemacht. Ich selbst hatte Weihnachten in meinem Auslandsjahr schon mal in Taiwan verbracht. Das ist allerdings schon eine ziemliche Ewigkeit her. Dort wurde das Fest kaum gefeiert und war auch nur wenig in den Supermärkten oder sonst im Alltag spürbar. In Asien wir das Chinesische Neujahrsfest „richtig“ gefeiert und bis dahin wars noch ein paar Wochen (damals Mitte Februar). Während Neujahr hat dort dann aber auch alles zu, wirklich alles, denn alle sind zu ihren Familien gefahren und feiern dort. Für eine Woche ruht das „normale“ Leben komplett.

Dieses Mal sind wir über die Feiertage in Südafrika unterwegs – im Krüger Nationalpark. Dort konnten wir noch einige Tage am Stück buchen und waren nicht von eventuell nicht verfügbaren Campsites in Mosambik oder anderswo abhängig. So sind wir also schon am 20. In den Park „eingezogen“. Ab dem 24. haben wir für drei Nächte in einem Tented Camp in Letaba Quartier bezogen. “Tented Camp” bedeutet etwas Abstand zu den Nachbarn und ein großes Zelt, das auf einer höhergelegten Holzplattform steht, mit Tür, überdachter Terrasse, einem großen Kühlschrank (mit separatem Eisfach), zwei Betten und eigener Braaistelle vor dem Zelt. Für uns stellt das einen ziemlichen Luxus dar, obwohl es natürlich diverse Steigerungen gegeben hätte – mit gemauerten Rundhütten, eigenen Sanitäreinrichtungen oder gar Klimaanlage. Aber wir waren eben ein wenig abseits vom Campingtrubel und kamen mal etwas vom Auto weg. Auch hätten wir morgens zum “Morning Drive” einfach losfahren können – ohne Zusammenpacken und Zelt zusammenlegen. Allerdings haben wir das nie wirklich geschafft, das Ausschlafen geht nämlich im dunkleren und luftigen Großzelt auch super.

Tented Camp - für uns Luxus pur
Tented Camp – für uns Luxus pur

Als wir am 24. ankamen, ging nicht mehr viel. Wir waren von Norden heruntergefahren, hatten einige Tiere gesehen und mussten nun erst noch ankommen. Also Anmelden, im Park Shop die nötigsten Sachen nachkaufen und im Zelt einziehen. Vor allem aber stand an, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Ja, das machen viele am 24. Dezember. Nun ist die Versorgung mit Weihnachtsbäumen im südlichen Afrika durchaus noch optimierbar… Und von den bescheidenen Versuchen der Supermärkte, eine Art Vorweihnachtszeit durch Kunstbäume anzudeuten, hatten wir ja schon berichtet.

Also haben wir uns etwas Anderes ausgedacht und trockene Dornenzweige als “Baum-Ersatz” besorgt. Eigentlich hatten wir an Kameldornzweige gedacht, aber hier unten hat fast alles Dornen, da fiel die Variante (zusätzlich mit kleinen Widerhaken zwischen den großen Dornen ausgestattet) nicht besonders ins Gewicht. Diese kamen in eine kleine, mit Sand gefüllte Flasche, dass sie Halt hatten. Sabine hatte schon vor längerer Zeit eine Lichterkette besorgt, die nun um die Dornen arrangiert wurde. Außerdem hatten wir extra pinke und lila Baumkugeln mitgebracht, die nun an die Dornen gehängt werden konnten. (Wir haben dann in den Großstadt-Malls gesehen, dass dort mittlerweile auch genug ordentliche Weihnachtsdeko zu haben ist, aber wir wollten halt im Vorfeld auf Nummer Sicher gehen.” Paul hat Tiere auf Papier gezeichnet, darunter Barracudas, eine Eule und ein Streifengnu. Die hat er dann ausgeschnitten und Sabine hat ihnen Aufhänger gemacht. Matz hat sich an Scherenschnitt-Sternen versucht und nach einer Weile hat das sogar einigermaßen geklappt. Vorlagen gab es zwar im Netz, aber die waren angesichts der schlechten Verbindung (selbst über Telefonnetz) unerreichbar. Wir hängen auch kleine Mopanefrüchte und große grüne Mopaneblätter auf, denn das sind die Dinge, die es hier gibt: Das Zelt steht mitten in einem kleinen Mopanewäldchen. Eine große grüne Spitze markiert den höchsten Punkt des „Baumes“, daneben hat Paul eine Koralle gemalt, orange mit grünem Hintergrund. Und so haben wir auch dieses Jahr wieder einen Weihnachtsbaum, noch dazu mit ganz besonderem Schmuck.

Unser Weihnachtsbaum - mal etwas anders.
Unser Weihnachtsbaum – mal etwas anders.

Es ist schon ziemlich spät, als alles endlich fertig ist, Aber zum kurz “unter” den Baum setzen reicht es allemal. Lichterkette und Kugeln machen durchaus was her. Allerdings gibt’s keine Geschenke mehr, dafür ist es schon zu spät. Das Christkind bzw. der Weihnachtsmann haben es sowieso schwer, bis hier unten zu kommen und uns zu finden, da braucht es schon noch etwas Zeit. Paul ist auch so schon ganz aufgeregt. Am nächsten Morgen ist er als erster wach – eine große Seltenheit – und will gleich rausgehen und nachschauen, ob über Nacht was angekommen sei. Es ist schwer, ihn davon zu überzeugen, dass er erst mal mit Papa unter die Dusche muss… Aber als wir von dort zurückkommen, beginnen die Augen zu leuchten: Es sind tatsächlich Genschenke gelandet! Weihnachten ist gerettet!

Später machen wir einen Game Drive, sehr zum Verdruss von Paul, der seine neuen Geschenke ausführlich studieren möchte. An diesem Tag soll es sehr heiß werden – den ersten Weihnachtsfeiertag bei über 40 Grad im Schatten, das hatten wir alle noch nicht. Am Nachmittag setzen wir uns in das Restaurant, das hier alle großen Campsites haben und nutzen das hier tatsächlich verfügbare W-Lan, um mit den Familien kurz Kontakt aufzunehmen. Der Rest der Familie ist ja im „hohen Norden“ geblieben, bei schon wieder nicht mehr Schnee (DAS hätten sie hier unten auch gehabt!). Es ist gut, alle gesund und munter im Videochat sehen und (ein wenig abgehackt) hören zu können. Wir versuchen, auch die ein Stück vor der Terasse grasenden Hippos zu zeigen, aber ob die Video Qualität da ausgereicht hat, darf bezweifelt werden. Es sind 42 Grad Celsius und die Luft flimmert.

Nach dem Familienchat geht für uns die eigentliche Arbeit los, denn unsere festtägliche Note sind selbstgemachte Klöße. Also müssen einige Kartoffeln gerieben und entsaftet, andere gekocht und dann im richtigen Verhältnis vermischt werden. Vom Schwefeln haben wir uns schon vorher verabschiedet, sowas ist ja auch mancherorts in Deutschland nur schwer möglich. Nebenbei müssen wir uns ausdenken, wie wir das Fleisch zubereiten. Einen echten Braten haben wir nicht, aber gute Braai-Stücke, aus denen wir mit etwas Gemüse noch eine Soße zaubern können. Hinterher braten wir das Fleisch noch kurz an, damit alles etwas knuspriger wird (jaja, die Röstaromen!). Das klappt alles recht gut, dauert nur. Glücklicherweise haben wir das „Zelthaus“, so kann sich Paul innen seinen diversen Aufklebern, Kartontieren, Malbüchern und natürlich den neuen Geschenken widmen. Aber irgendwann ist es geschafft und wir können weihnachtlich schlemmen. Uns schmeckt es super, trotz mit-ohne Gans und etwas weniger gelb leuchtenden Knödeln. Bei immer noch über 30 Grad lässt es sich auch perfekt draussen sitzen.

Am nächsten Tag sind wir dann am Vormittag wieder zum Game Drive unterwegs. Wie man das im Nationalpark so macht. Weihnachten hin oder her.

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2 Responses

  1. aalberg4@googlemail.com says:

    als prone eine Antwort: ein wunderbarer weihnachstbericht Mutti

  2. matz says:

    Danke! Es freut uns alle, wenn die Texte gut ankommen! 🙂 Matz

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