Ein Höhepunkt unseres Swakopmund Aufenthalts ist eine geführte Tour in die Sandwüste. Das ist ein wirklich lohnenswerter Ausflug für jeden, der etwas mehr über die in der Wüste lebenden Tiere erfahren will. Es gibt mehrere Unternehmen, die Touren veranstalten, wir buchen „Tommy’s Living Desert Tours“.
Die Idee stammt von Tommy Collard aus den 1990er Jahren und führt in den Dünengürtel zwischen Swakopmund und Walvis Bay. Ziel ist, den Teilnehmern zu zeigen, was im Sand alles lebt und “das hochgradig angepasste Leben in dieser wasserarmen Landschaft mit ihrer erstaunlich dicht konzentrierten Tierwelt” zu erklären.
Anstatt der „Big 5“ kann man hier die „Little 5“ finden und ihren Lebensraum mit einem erfahrenen Guide erkunden.
Die Tour geht von morgens um 8 Uhr bis etwa 13 Uhr und man wird von der Stadt-Unterkunft abgeholt. Wir waren im „Alte Brücke Resort“ campen, mit einem großen Camper/Caravan Platz, bei dem jeder Stellplatz seine eigenen gemauerten Versorgungseinrichtungen hat, also Bad, Warmwasser-Dusche, Spülbecken und Braai Stelle, dazu einen grasbewachsenen Stellplatz. Wir mussten allerdings erfahren, dass dieser Ortstei nicht von allen noch als Swakopmund Stadt angesehen wird – so leider auch von unseren Tourveranstaltern. Letztenendes war das aber kein so großes Problem, wir mussten nur dem Shuttle-Fahrzeug etwas entgegenkommen.
Unser Guide ist Johannes, ein aus Deutschland ausgewanderter Neu-Namibianer, der uns sein Wissen sehr anschaulich, kenntnisreich und humorvoll weitergibt. Mit uns ist eine Schweizer Familie unterwegs, dann stößt noch ein zweiter Wagen dazu, mit einem englischsprachigen Guide: Er kundschaftet später für uns die Tiere aus und leitet Johannes zu den entsprechenden Stellen. Es sind noch andere deutschsprachige Familien, auch mehrere mit Kindern dabei, insgesamt sind wir so um die 15 Personen.
Und es ist fantastisch.
Das geschulte Auge der beiden Guides findet mehrere der „Little 5“ und sie stellen sie uns vor. Als erstes werden wir auf Verschiebungen in der Struktur des Sandes aufmerksam gemacht, dann gräbt unser Guide mit der Hand und holt einen „FitzSimon’s burrowing skink“ (Typlacontias brevipes) hervor, der an eine Blindschleiche erinnert. Auf die gleiche Art wird ein „Namib Dune Gecko“ (Pachydactylus rangei) ans Tageslicht befördert und später unter einem kleinen und extra angefeuchteten Sandhügel wieder freigelassen.
Ein Stück weiter hat unser Erkundungsguide bereits eine „Sidewinder Snake“ (Bitis Perinqueyi) erspäht, die wir auch genauer betrachten können. Dieses Mal benutzt Johannes aber nicht die bloßen Hände, sondern einen Schlangenhaken und seinen Lederhut. Wir können sie von Nahem betrachten und sehen ihre markanten seitlichen Schlängelbewegungen und die charakteristischen Abdrücke im Sand. Dann verzieht sie sich wieder in einem Busch, wo sie fast unsichtbar wird und auf ihre Beute lauert. Etwas weiter in die Dünen hinein, kommt noch ein Highlight – hier wohnt eine Sandviper, die wir auch – von nicht ganz so nah – bewundern dürfen.
Weitere Höhepunkte sind die kleinen Nebelkäfer oder Tok Tokkies und mini-Dungbeatles, die an den kleinen hier oft herumliegenden Kotbollern hängen. Wenn man genauer hinschaut, sieht man unzählige dieser kleinen Insekten. Später, als der Sand schon etwas wärmer geworden ist, sehen wir auch eine der typischen Schaufelnasen Eidechsen „Shovel-Snouted Lizard (Meroles anchietae)“, die allerdings nicht auf Show aus ist und in Johannes‘ Finger beißt. Jetzt, wo es schon warm geworden ist, kann sie sehr schnell laufen und –einmal losgelassen- vergräbt sie sich im Nu wieder im Sand. An einem Stück schwärzlich aussehenden Sand halten wir erneut und lernen, dass das schwarze Zeug kein Dreck ist, sondern Magnetid. Mit einem großen Magneten kann Johannes viel davon aufnehmen – es fasst sich fast samtig an. Der Dünengürtel ist Teil eines Nationalparks, daher darf hier nichts abgebaut werden. Aber nur wenige Kilometer entfernt befinden sich Minen, die auch Magnetid und vor allem Uran in der Gegend fördern.
Nach einem Picknick Stopp mit Toilettenpause, halb-zahmem Vogel und ein paar Snacks findet die wunderbare Tour ihren zünftigen Abschluss auf einer höheren Sanddüne mit toller Aussicht auf den Atlantik. Dort werden die Autos auf der Dünenkante abgestellt, später geht es mit Schwung durch den Tiefsand hinunter und zur gut ausgebauten Teerstraße zwischen Swakopmund und Walvisbay.
Nicht alle Tiere, die es gibt, haben wir auch gesehen. Sehr gerne wollten wir ein Chamäleon finden, aber das heben wir uns für die nächste „Living Desert Tour“ auf.
Die Touren sind nicht für Umsonst zu haben, pro Person kostet das etwa 50 Euro (850N$) – aber das lohnt sich auf alle Fälle.
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