Nachdem wir uns mehrere Tage in Windhoek Zeit genommen hatten, um diverse Besogungen zu machen, vom lokalen Straßen-Atlas kaufen, über einen Stuhl für Paul, diversen Sachen für die Campingausstattung, Handy-Karten und prepaid “Airtime” – und natürlich auch so ein paar Dinge zur eigenen Beköstigung, war es an der Zeit, mal das Auto auf einer kleinen Tour zu testen. Ziel war dabei zum Einen, das Auto kennenzulernen, aber auch endlich aus der Stadt raus zu kommen. Nicht zuletzt diente die Tour aber auch dazu, für die vielen kleinen Dinge nach und nach die richtigen Plätzchen zu finden. Sowas dauert bei kurzen Trips (die normalen 3-4-Wochen-Reisen) gerne mal die ganze Reise und auch bei uns gab es noch nach Wochen das eine oder andere zu re-organisieren. Also tankten wir die Kiste voll und machten uns auf die Autobahn.
Tanken ist dabei immer ein Erlebnis, weil das Auto ja zwei Tanks hat und insgesamt 140 Liter schluckt. Und solange der Zusatztank nicht leer ist, zeigt der Spritfüllstand dabei immer “Voll” an. Da muss man sich beim Tanken immer auch noch mit anderen Dingen beschäftigen – in diesem Fall haben wir einen Reifencheck gemacht. Wir nutzen unser eigenes Reifendruck Meßgerät und müssen uns daher nicht auf die meist unkalibrierten Druckanzeigen an den Tankstellen verlassen. Der Tankwart war so nett, uns auch noch eine fehlende Ventilkappe zu besorgen. Nach etwa 10 Minuten war dann auch alles erledigt und es ging los. Sprit kostet hier übrigens momentan umgerechnet etwa 1,30€ – Diesel wohlgemerkt. Ist aber für die Locals sehr teuer geworden, seit Corona.
Die Autobahnen in Afrika können sehr unterschiedlich aussehen, vom voll ausgebauten Highway bis zur 2-spurigen Gravel-Piste. Die A1 von Windhoek nach Norden, die ab Okahandja dann zur B1 wird, ist im oberen Drittel der Skala angesiedelt, also größere Strecken vierspurig mit breitem Mittelstreifen, gut geteert und mit Seitenstreifen ausgebaut. Aber man darf sich nicht täuschen lassen, denn es kann sowohl sein, dass am Straßenrand Händler stehen und Produkte feilbieten und die Leute von der Autobahn runterfahren, sprich mal schnell an die Seite fahren und anhalten. Oft gibt es da Feuerholz oder Holzkohle zu kaufen, was man eigentlich nicht unterstützen sollte, aber dazu vielleicht später mal mehr. Es kann auch passieren, dass mal eine Herde Kühe den Mittelstreifen abweidet – das wäre ja sonst auch Verschwendung mit dem schönen Gras. Auch kann es vorkommen, dass es mal einen Abzweig von der Autobahn git, der -zur Sicherheit- mit einer Ampel ausgestattet ist. Es kann also auch mal Rot sein auf den Hauptspur. So eine Stelle gibts zb. am Abzweig nach Groß-Barmen, an der Umfahrung von Okahandja.
Von der Autobahn in Namibia (und anderswo) kann man dann aber auch mit etwas Glück diverse wilde Tiere sehen, beispielsweise Giraffen oder Kudus, die in den angrenzenden Farmen, meist hinter einem Zaun, grasen. Aber auch Warzenschweine oder Elefanten können sich mal die Randstreifen einverleiben – ausserhalb der Zäune. Das haben wir schon mehrfach beobachtet, wenn auch nicht dieses Mal. Es gibt daher in Namibia extra Straßenschilder, die auf verschiedenes Getier hinweisen.
Der Waterberg ist keine 3 Stunden von Windhoek auf der Teerstraße entfernt. Es ist eine Gruppe von Plateaubergen, das Hauptplateau ist ein eigener Nationalpark, den man nur mit Guide und Permit besuchen darf. Dort soll bis in die 1960er Jahre noch eine einzelne Gruppe von San gelebt haben. Ansonsten ist der Waterberg vermutlich einigen bekannt aus der deutschen Kolonialgeschichte, wo die deutschen Truppen 1904 die Herero niedergemacht haben. Dabei kamen nach Schätzungen zwischen 40 und 65 Tausend(!) Menschen um. Mittlerweile gab es eine Art Entschuldigung der deutschen Regierung (Wieczorek-Zeul 2004), aber Entschädigungen wurden wohl nie gezahlt.
Wir als Deutsche Touristen haben von der Politik aber nichts mitbekommen, sondern konnten problemlos einen Platz auf dem großen Campingplatz unterhalb des Berges beziehen. Hier haben sie auch grad ganz andere Sorgen, denn eine Horde Paviane wohnt in den Felsen und hat es sich zur Gewohnheit gemacht, einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag die Plätze aufzusuchen und alles, was nicht niet- und nagelfest (und fressbar) ist abzuräumen. Davor wurden wir eim Check-In auch eindringlich gewarnt. Und tatsächlich kamen sie, die Jungs zuerst, die Mamas mit den Jungen hielten sich im Hintergrund. Wer vergessen hatte, das Auto zuzumachen, wurde schnell Zeuge der Cleverness der Tiere – Kisten aufbrechen und Zeug greifen geht viel schneller, als man so denkt. 🙂
NB: Wer mal ein “good read” zu Pavianen sucht sollte unbedingt auch dieses anschauen.
Wir hatten einen vollen Tag (zwei Übernachtungen) und haben das Plateau über den ausgeschilderten Pfad bestiegen. Pauli hat super mitgemacht und wollte immer auf alle Fesen draufklettern. Der Aufstieg klettert (leicht) durch einen Einschnitt in der Felswand und von oben hat man einen tollen Blick über die Landschaft. Wir waren zum Glück nicht gleich morgens da, denn das Tal öffnet sich nach Süden, am frühen Nachmittag wurde das Licht schon etwas weicher und kam seitlich von hinten. Von dort übersieht man die ganze Anlage – die “Bomas” oder Chalets oben etwas abgesetzt und für sich, auf halber Höhe der große Pool und das Restaurant, unten die Camper, davor der dichte Busch.
Zum Pool sind wir auch gelaufen, zumal es dort einen Stromanschluss zum Aufaden unserer Technik gab. Paul ist mit sehr großem Vergnügen mit Sabine im Wasser herumgetollt. Es gibt zwei kleine flache Bereiche und einen Schwimmerteil. Ein Großteil der Zeit am Pool war er aber damit beschäftigt, diverse Insekten aus dem Poolwasser zu retten. Oft kam jede Hilfe zu spät, aber manche Insekten konnten sich wieder aufraffen. Leider war nicht jedes Tier für die Rettung auch dankbar, am Schluß hatten sowohl Sabine als auch der Paul ihren Stich weg. Bei Sabine war es allerdings eine größere Wespe und sie hat leicht allergisch reagiert, erst wurde der Finger, dann auch das Handgelenk dick. Das war zum Glück am letzten Tag, dadurch konnten wir in Windhoek noch zur Apotheke gehen und eine Salbe holen. Nach zwei Tagen war das auch wieder vergessen.
Anders als in anderen Lodges ist das Wasser am Waterberg nicht gechlort. Zwar war der Pool nicht wirklich im besten Zustand, aber eine Gelegenheit zum Baden inmitten dichten Bushes und am Ende eines heißen Tages ließen sich viele nicht entgehen. Entsprechend war am Nachmittag der Pool auch gut besetzt, auch wir kamen dazu. Dann kamen die Paviane. Einige der Badegäste haben das erst überhaupt nicht mitbekommen beim ins Handy schauen und über Kopfhörer Musik hören. Andere versuchten, die Tiere zu verscheuchen, klatschten und riefen. Die Paviane haben sich das angeschaut, sind vielleicht einen Bogen mehr gelaufen, aber sonst hat sie das nicht interessiert. Sie waren aber auch überall. Auf der einen Seite stand auch noch ein großer Feigenbaum, in dem sich schnell mehrere der Gruppe tummelten, die Jugendlichen tollten rum, später kamen die Mamas mit den Jungen, keinen Meter an uns und den anderen Badegästen vorbei. Und was wollten die Tiere? Am Pool Wasser trinken! So kam es, dass an der einen Seite Leute im Wasser waren und an der anderen Seite die Paviane tranken. Das hat man auch nicht alle Tage.
Wen’s interessiert: Mehr zu Flora und Fauna am Waterberg findet sich zb. hier.
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